Wie PEFC dabei hilft, unsere waldbaulichen Ziele zu erreichen
Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch (l.) zusammen mit Dr. Gerrit Bub mit der 2016 erneuerten PEFC-Urkunde für den Stadtwald Brilon. © Stadt Brilon
Dr. Gerrit Bub, Leiter des Briloner Stadtwaldes, berichtet über die Wald-Wild-Problematik und seine Maßnahmen, das PEFC-Zertifikat für Brilon zu erhalten
Brilon ist die Stadt des Waldes – das können wir mit allem Nachdruck sagen: Denn die Stadt Brilon ist Eigentümerin des größten Gemeindewaldes in Deutschland. Die Bürgerinnen und Bürger sind seit Jahrhunderten eng mit dem Waldbesitz verbunden.
Seit 2001 trägt der Stadtwald das PEFC-Zertifikat. Und das wird bereits seit vielen Jahren immer wichtiger: Das Zertifikat stärkt den Holzverkauf des Betriebes ganz wesentlich und wirkt sich damit auch auf unsere erwerbswirtschaftliche Ausrichtung aus. Ein Verlust des Zertifikats wäre für uns ganz eindeutig von großem Nachteil.
Tatsächlich sah es 2015 jedoch genau danach aus: Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung titelte bereits „Brilon droht forstpolitische Blamage“, als deutlich wurde, dass aufgrund des zu hohen Wildbestandes in unserem Wald das PEFC-Zertifikat in Gefahr war.
Ursachen für den drohenden Zertifikatsentzug
Wie konnte es dazu kommen? Die Ursache dafür ist unter anderem 2007 zu suchen, als der Orkan „Kyrill“ unser Waldeigentum schwer getroffen hatte. 500.000 Festmeter Wurf- und Bruchholz und mehr als 1.000 ha Kahlfläche bildeten die traurige Bilanz. In den Folgejahren waren wir Forstleute gehalten, unser Waldvermögen in Zeiten des Klimawandels wieder auf eine gesunde und zukunftsfähige Grundlage zu stellen. Unser Leitbild lautete damals wie heute: Wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Stadtwaldes, seiner sozialen und ökologischen Leistungen streben wir den Aufbau eines zukunftsfähigen, standortgerechten, ertragreichen sowie ökologisch gesunden, vielfältig strukturierten Dauermischwaldbestandes an, der im Wandel des Klimas geringe Anfälligkeit gegenüber biotischen und abiotischen Gefährdungen aufweist. Unter diesem Wegweiser begründeten wir in den letzten Jahre Mischwälder auf standörtlicher Grundlage mit innovativen, dem Klimawandel angepassten Waldbaumodellen.
Sehr bald wurde uns jedoch gewiss, dass die örtlichen Wildbestände nicht an den jungen Wald angepasst waren und die Wildschäden im Wald das Gelingen unseres waldbaulichen Zieles nachhaltig in Frage stellten. Die Briloner Jagdfläche von mehr als 5.750 ha ist seit Jahrzehnten verpachtet. In den Revieren ziehen Rot-, Muffel-, Reh- und Schwarzwild ihre Fährten. Zwei Waldbegänge mit dem PEFC-Auditor in den Jahren 2012 und 2014 zeigten ein Ungleichgewicht zwischen dem Waldzustand und den entsprechenden PEFC-Standards. Die „Waldgesundheit“ entsprach nicht mehr den Standards, die wir uns als Leitlinie 2001 vorgegeben hatten. Damit war der Punkt erreicht, an dem unser PEFC-Zertifikat ernsthaft in Gefahr war.
Der PEFC-Auditor forderte daraufhin den Rat der Stadt auf, ein eindeutiges Zeichen zum Erhalt der Biodiversität, der Verjüngungsfähigkeit, der Stabilität des Stadtwaldes zum Einhalt der PEFC Vorgaben zu setzen.
Unsere Maßnahmen – damit unser Waldbaukonzept erreicht werden kann…
Wir haben daraufhin einen Arbeitskreis „Wald und Wild“ begründet. Vertreter der politischen Gremien, der Stadtverwaltung, des Forstbetriebes, der Touristik und der Jägerschaft diskutierten miteinander und loteten die notwendigen Schritten mit einer ausreichenden Wirkungstiefe aus. Einleitend lud eine Exkursion in den Stadtwald die Öffentlichkeit dazu ein, die widerstreitende Interessenlage zwischen Walderneuerung und Walderhaltung, den Ansprüchen der Wildtiere und den Interessen der Jägerschaft zu verdeutlichen. Als Ergebnis etlicher Gesprächsrunden beschloss der Rat der Stadt Brilon zum Erhalt des PEFC-Zertifikats Folgendes: Die Jagdpachtverträge sollen im Hinblick auf die Waldbewirtschaftung angepasst werden, ein periodisches Schälschadensmonitoring im Stadtwald wird durchgeführt und ein Eigenjagdbezirk wird in die Regiejagd übernommen.
… und wie PEFC uns in der Umsetzung helfen konnte
Die PEFC-Standards und der Erhalt des Zertifikats sind für uns als großer kommunaler Forstbetrieb von großer forstpolitischer Bedeutung. Die Diskussion um die Leitlinien unseres Zertifizierungssystems hat die Gewichtung von PEFC in der Öffentlichkeit erheblich gesteigert und aufgewertet.
Festzuhalten bleibt: das Regelwerk von PEFC sowie das persönliche Engagement der Mitarbeiter von PEFC unterstützte den Forstbetrieb beim Wiederaufbau des Stadtwaldes und seiner zukünftigen Bewirtschaftung. In den gemeinsamen Anstrengungen und der guten Zusammenarbeit mit PEFC Deutschland gelang es uns gemeinsam, ein bundesweites Signal auszusenden, das die Eigentümerentscheidung verdeutlichte und wertschätzte, den Wald im Klimawandel schützte und uns das erwerbswirtschaftlich wichtige PEFC-Zertifikat erhielt.
Und jetzt? Jetzt haben wir es aufgrund unserer Anstrengungen sogar geschafft, zur PEFC-Waldhauptstadt 2017 gewählt zu werden!