Prof. Dr. Jörn Erler, Professur für Forsttechnik an der TU Dresden
Ich bin Professor für Forsttechnik an der Universität Tharandt. Mein Fachgebiet handelt vom Einsatz von Maschinen im Wald durch den Menschen. Hierbei geht es also nicht um die Maschinen selbst, sondern um die Nutzungsverfahren und die Bewertung dieser Verfahren, kurz zusammengefasst: Was ist gut und was ist weniger gut? Wenn man, wie ich, schon sein ganzes Leben lang in der Forstwirtschaft tätig ist, haben Wald und Holz natürlich eine ganz zentrale Bedeutung. Aus der Familientradition heraus habe ich mich schon sehr frühzeitig in diese Richtung entwickelt. Im Rückblick muss ich sagen, was mich damals als Jugendlicher schon fasziniert und mir damals gar nicht einmal so sehr bewusst gewesen ist, ist das Thema Nachhaltigkeit gewesen.
Nachhaltigkeit — das Grundprinzip dieses Jahrhunderts
Dieses Thema hat mich erst emotional und dann in zunehmendem Maße auch intellektuell wirklich fasziniert. Vor allem die Frage, wie man mit einer Ressource so umgehen kann, dass diese Ressource erhalten bleibt und gepflegt wird. Diese Frage hat mich sehr frühzeitig in ihren Bann gezogen. Ich habe auch meine Lehre komplett darauf umgestellt und bin seit ungefähr 10 Jahren im kommunalpolitischen Raum sehr aktiv, um die Nachhaltigkeit in die Kommunalpolitik zu tragen. Nachhaltigkeit ist für mich ein Schlüsselbegriff zum Überleben auf diesem Globus. Aus einer Notwendigkeit heraus wurde die Forstwirtschaft erfunden um die Ressource Holz nachhaltig pflegen und bereitzustellen zu können. Dies sollten wir auf der ganzen Welt in allen Dingen praktizieren. Denn ohne Ressourcenerhaltung und Ressourcenpflege sind wir langfristig nicht überlebensfähig. Genau hierauf sollten wir den Fokus legen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist in meinen Augen das Grundprinzip dieses Jahrhunderts und wir alle werden auf lange Sicht nicht darum herumkommen. Ich sehe gar keine Chance, dass dieses sich nicht ausbreitet. Das ist die einzige Chance die wir haben. Die Entwicklungen, z.B. in der Klimadiskussion geschehen mit einer Geschwindigkeit, die man sich vor 20 Jahren nicht hätte vorstellen können. Auch an der Energiewende kann man sehen, dass die Gesellschaft durchaus die Notwendigkeit zu mehr Nachhaltigkeit erkennt und sich in diese Richtung hin entwickelt. Ich glaube, das Bewusstsein der Gesellschaft hierfür ist mittlerweile ausgeprägt. Die Erfordernisse zwingen uns einfach neben den Phrasen auch real etwas zu verändern.
Die Gefahr der Fehlinterpretation
Der Begriff Nachhaltigkeit wird von sehr vielen Menschen nicht richtig verstanden, sondern fehlinterpretiert; gleichbedeutend mit den Attributen „gut“ und „zukunftsfähig“. Durch diese Missdeutung entwerten wir einen vielschichtigen Begriff, der bis dahin präzise benannt und gefasst war und ersetzen ihn durch einen neuen, mit einer undifferenzierten Bedeutung. Die Gesellschaft meint sie verstünde die Bedeutung, tut dies aber nicht richtig. So wird der Begriff verwässert und wir verlieren die Notwendigkeit einer wirklichen Nachhaltigkeit für das langfristige Überleben auf der Welt aus den Augen. Wenn solch ein Begriff erst einmal sinnentfremdet und inflationär benutzt worden ist, kann man diesen nicht so einfach wieder einfangen und ihm seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben.
Die Forstzertifizierung spielt eine entscheidende Rolle
Hier spielt die Forstzertifizierung eine entscheidende Rolle: PEFC fasst hierbei eine nachhaltige und ordnungsgemäße Forstwirtschaft in Worte. Dies beinhaltet alle Aspekte der wirklichen Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Das Anliegen von PEFC halte ich für richtig und gut, wir müssen uns nur bemühen, dass dies der Gesellschaft bewusst wird. An dieser allgemeinen Wahrnehmung müssen wir noch weiter arbeiten. Das Instrument der Zertifizierung halte ich gerade in den Tropen für ganz zentral. Was diese dort leistet ist enorm. Das hätten wir ohne Zertifizierung nicht geschafft. PEFC und Zertifizierungen im Allgemeinen haben für mich darüber hinaus einen ganz besonderen Charme, weil mit diesen auch von forstlicher Seite die Vielfalt der Argumentation und der Entscheidungskriterien betont wird. Wenn Förster in der Öffentlichkeit sprechen, dann ziehen diese sich oft sehr schnell auf das Geld und die ökonomische Ebene zurück. Aber das will die Gesellschaft gar nicht wissen. Die Gesellschaft interessiert sich dafür ob wir unsere Wälder gut bewirtschaften und ob dies pfleglich, zukunftsfähig und nachhaltig geschieht. Die Zertifizierung sorgt dafür, dass genau diese Themen ins Zentrum gestellt werden. Dafür kann man sehr dankbar sein.
Foto: Andreas Kämper, www.umweltrat.de