Stellungnahme von PEFC Deutschland e.V. zur Berichterstattung vom 16.12.2020 auf SPIEGEL Online

Erfahren Sie hier mehr über die Hintergründe

Im Artikel von SPIEGEL Online zu „russischen Holzskandalen“ wird auf ein weltweit bedeutendes Problem aufmerksam gemacht: Illegale Einschläge und Umwandlungen in andere Landnutzungsformen bedrohen unsere Wälder. Als besondere „Hot Spots“ gelten in diesem Punkt neben vielen afrikanischen Ländern auch Russland.

Wie können diese Wälder besser geschützt werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit Jahren viele politische Prozesse zur Bekämpfung von illegalem Einschlag, etwa die EU mit ihrer EU-Holzhandelsverordnung. Auch das Instrument der Waldzertifizierung nach PEFC trägt zum Waldschutz bei. Seine Vorteile liegen auf der Hand: Durch die Waldzertifizierung wird nicht nur die Legalität, sondern auch die nachhaltige Herkunft eines Holzproduktes belegt. Der Nachweis von Legalität und Nachhaltigkeit wird von unabhängigen Zertifizierungsstellen erbracht und ist damit auch in Ländern verlässlich, die mit einer hohen Korruptionsrate zu kämpfen haben.

PEFC ist dankbar, dass die Berichterstattung vom 16.12.2020 auf SPIEGEL Online ein großes Publikum erreicht und Verbraucher für die Problematiken einer nicht nachhaltigen Holzherkunft sensibilisiert. Im Bericht wird auf möglicherweise illegale Abholzungen in der russischen Region Chabarowsk aufmerksam gemacht, an der Unternehmen der BM Gruppe beteiligt sein sollen. Diesen Sachverhalt machte die Umweltorganisation „Earthsight“ am 29. Oktober bei PEFC International bekannt. PEFC als weltweit anerkanntes Zertifizierungssystem nimmt die Vorwürfe sehr ernst und geht den Anschuldigungen bereits unter Anwendung der strengen Konformitätsprozesse nach ISO-Norm nach, die klare Regeln aufstellen, wie Zertifizierungsstellen Beschwerden überprüfen müssen.

Aufgrund der Anfrage von Earthsight haben wir direkt am nachfolgenden 30. Oktober eine Beschwerde an die zuständige unabhängige Zertifizierungsstelle SGS Vostok Limited (SGS) eingereicht (siehe https://pefc.org/news/pefc-files-complaint-based-on-earthsight-findings). Denn die Prüfung, ob ein Unternehmen die PEFC-Vorgaben für nachhaltige Waldbewirtschaftung bzw. für die Herstellung von Holz- und Papierproduktenmit dem PEFC-Siegel für bestimmte Produkte oder Prozesse erfüllt, wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen vorgenommen. Dieser Prozess ist ein wichtiger Grundpfeiler jeder Zertifizierung durch Dritte auf Basis von ISO-Normen, unabhängig vom zertifizierten Bereich oder Prozess: Unabhängige Standardsetzungsorganisationen wie PEFC setzen Standards. Die Bewertung, ob Unternehmen Standardanforderungen konform umgesetzt haben, wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen überprüft. Zu dem im Artikel aufgeworfenen Vorwurf, dass die Zertifizierung und Kontrolle der BM Group durch einen SGS-Mitarbeiter stattfanden, der angeblich gut mit einem Repräsentanten der BM Group bekannt sei, kann PEFC keine Auskunft geben, hierzu muss die Zertifizierungsstelle SGS entsprechende Untersuchungen im Rahmen ihrer Compliance-Regeln vornehmen.

Da die Untersuchung der durch Earthsight aufgebrachten Vorwürfe durch die von PEFC unabhängigen Zertifizierungsstelle SGS jedoch noch nicht abgeschlossen ist, kann PEFC derzeit noch keine Aussage zum Ergebnis treffen. Anschuldigungen von Earthsight beruhen auf Aussagen zu einem laufenden gerichtlichen Verfahren in Russland, welches noch nicht abgeschlossen ist und darum keine Schlussfolgerungen zulässt.

Die SGS hat uns mitgeteilt, dass sie das Ergebnis ihrer Überprüfung mit Earthsight teilen wird, aber momentan noch auf nachprüfbare Belege für die gemachten Anschuldigungen von Earthsight wartet. Denn Earthsight ist der Bitte, weitere Informationen bereitzustellen, bisher noch nicht nachgekommen.

Sollte sich herausstellen, dass die beschuldigten Unternehmen gegen PEFC-Kriterien verstoßen haben, wird die SGS umgehend die Zertifikate entziehen oder Maßnahmen einleiten, um sicherzustellen, dass die beschuldigten Unternehmen im Einklang mit den Kriterien arbeiten. Natürlich müssen Akteure, die sich nicht an die PEFC-Regeln halten, ausgeschlossen werden – auch um Verbraucher davor zu schützen, Holzprodukte aus illegalen Quellen zu kaufen.

PEFC hält es für unabdingbar, dass wir uns auch und gerade in Ländern, in denen die Forstwirtschaft einen eher schlechten Ruf besitzt oder Anfälligkeiten für Korruption und Misswirtschaft bestehen, engagiert, wenn wir unserer Mission gerecht werden wollen, eine „nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit zu fördern“. Dazu gehört auch, sich mit vollem Einsatz der Aufklärung von Beschwerden gegenüber Akteuren, die im Rahmen der PEFC-Zertifizierung vor Ort handeln, zu widmen.

Informationen zum Ausgang unserer Beschwerde werden wir selbstverständlich transparent auf unserer Webseite zugänglich machen.

Hintergrundinformationen:
Die PEFC-Zertifizierung bildet mit hohen Standards zur Waldbewirtschaftung einen zuverlässigen Nachweis einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Das PEFC-Siegel auf Produkten bietet Unternehmen und Verbrauchern die Gewähr einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. Es wird daher in den Beschaffungsrichtlinien oder Nachhaltigkeitsberichten vieler internationaler Unternehmen als vertrauenswürdiger Nachweis eingestuft. In Deutschland stufte die Bundesregierung in ihrem „Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum" das PEFC-Siegel als „Vertrauenslabel“ für nachhaltige Holzprodukte ein. Auch das Umweltbundesamt (UBA) hat das PEFC-Siegel kürzlich in seiner Online-Präsenz „Siegelkunde“ als „Top-Siegel“ gelistet (https://pefc.de/presse/bundesregierung-wirbt-fur-nachhaltigen-konsum-pefc-siegel-als-vertrauenslabel-fur-nachhaltige-holzprodukte-eingestuft).

Das PEFC-System bildet die Vorgaben der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) ab und gilt daher als eines der verlässlichsten Systeme, welches Unternehmen dabei unterstützt, Holz aus illegalen Quellen im Rahmen ihrer Sorgfaltsverpflichtungen auszuschließen. Daher erzielt die PEFC-Zertifizierung regelmäßig hohe Bewertungen bei nationalen Beschaffungsstellen in der EU, etwa dem niederländischen Timber Procurement Assessment Committee (TPAC) sowie dem britischen Central Point of Expertise on Timber (CPET), die als die strengsten Standards zur Holzbeschaffung weltweit gelten (https://pefc.de/presse/pefc-erhalt-top-bewertung-von-der-britischen-regierung).

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Catrin Fetz
Catrin Fetz
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit