Rückblick: Drittes PEFC-Seminar „Zu viel Wild im Wald?“ in Nordrhein-Westfalen

Erfolgreiches Seminar für Waldbesitzende in Arnsberg

Arnsberg, 31.10.2023. Erneut richtete die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe NRW e.V. ihr erfolgreiches Seminar für Waldbesitzende des privaten und kommunalen Waldes aus, dieses Jahr im Kaiserhaus Arnsberg.

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Wald und Wild sind untrennbar miteinander verbunden, können aber auch zu Konflikten in der Forstwirtschaft führen. Um hochwertiges Holz zu nutzen und eine baumartenreiche Naturverjüngung zu ermöglichen, ist ein effektives Management des Wildbestandes erforderlich, um bestehende Zielkonflikte aufzulösen.

Bei den PEFC-Audits in Nordrhein-Westfalen werden regelmäßig Abweichungen vom Standard unter Punkt 4.11 "Angepasste Wildbestände" festgestellt. In schweren Fällen kann dies zum Entzug der PEFC-Teilnehmerurkunde führen.

Aus diesem Grund hat sich die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe NRW e.V. seit einigen Jahren das Ziel gesetzt, den Punkt 4.11 des PEFC-Standards als Schwerpunkt hervorzuheben. Dieser fordert "angepasste Wildbestände" als Voraussetzung für eine naturnahe Waldbewirtschaftung im Interesse der biologischen Vielfalt. Die Situation bezüglich der festgestellten Schäl- und Verbissschäden im Wald bleibt weiterhin angespannt. Fragen zu den Ursachen dieser Belastung durch Wild in den besuchten Forstbetrieben sowie zur Regulierung des Wildbestands oder Gestaltung von Jagdpachtverträgen führen immer wieder zu intensiven Diskussionen.

Zudem haben Hitze, Dürre und die Ausbreitung von Borkenkäfern unsere Wälder stark beeinträchtigt - es gibt nun große Kahlflächen, auf denen neuer Wald heranwachsen muss. Dieser Wald sollte aus vielen verschiedenen Baumarten bestehen, um den Herausforderungen des Klimawandels standzuhalten. Es ist unmöglich, diese großen Flächen durch Zäune oder andere Maßnahmen vor Wildverbiss zu schützen. Da Rehe und Hirsche die Knospen und Triebe junger Bäume abfressen können, müssen die Wildbestände angepasst werden.

Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW, Nicole Heitzig, mit einem Grußwort an die Teilnehmenden des PEFC-Seminars.
Antonius Freiburg-Senses (links), Dietrich-Wilhelm Dönneweg (mitte) und Leandra Sommer (rechts) berichten von ihren Erfahrungen in der FBG Allendorf-Hagen.

Nach den ersten beiden sehr gefragten Schulungen zum Thema "Wald-Wild" in Schleiden in der Nordeifel und Lindlar im Bergischen Land fand nun eine dritte Schulung im Kaiserhaus in Arnsberg statt. Die Resonanz war erneut groß – nach der einführenden Begrüßung durch den Vorsitzenden der Regionalen PEFC-Arbeitsgruppe NRW e.V. Herrn Dr. Piest und einem Grußwort des Landesjagdverbandes NRW e.V., welches von seiner Präsidentin Nicole Heitzig persönlich überbracht wurde, folgten vier spannende Fachvorträge für die 70 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Herr Jürgen Reh, Geschäftsführer des Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Westfalen-Lippe, erklärte rechtliche Grundlagen und Gestaltungsmöglichkeiten von Jagdpachtverträgen sowie Wildschadensersatzansprüchen. Uwe Schölmerich von der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft NRW präsentierte verschiedene Waldbilder mit artenreichen Mischwäldern sowie unterschiedlichen Jagdkonzepten. Dietrich-Wilhelm Dönneweg, Geschäftsführer der FBG Allendorf-Hagen, Antonius Freiburg-Senses, Jagdobmann der FBG Allendorf-Hagen und Leandra Sommer, zuständige Revierleiterin von Wald und Holz NRW, zeigten auf, wie Waldbesitzende erfolgreich mit Jägern zusammenarbeiten können. Hannes Lenke, zuständiger Sachbearbeiter für das Wildschadensmonitoring bei Wald und Holz NRW, brachte den Zuhörern in seinem Vortrag die Grundlagen der durch den Landesbetrieb erhobenen Verbissgutachten näher.

Die sich nach der Mittagspause anschließende praktisch orientierte Exkursion in den Wäldern der Stadt Arnsberg wurde genutzt, um weiterhin intensiv zu diskutieren. Christof Riedesel, Leitender Auditor der DIN CERTCO Gesellschaft für Konformitätsbewertung mbH, erklärte den Teilnehmenden, worauf es ihm als Auditor ankommt. Außerdem schloss Herr Lenke seinen Part zu den Verbissgutachten mit einer anschaulichen Übung zu der Erhebungspraxis ab.

Das seit 2022 geänderte Format dieser Schulung - Vorträge kombiniert mit einer Exkursion - stieß aufgrund seiner Praxisorientierung und der Nachfrage nach zuverlässigen Informationen auf große Resonanz. Die Herausforderungen für alle Beteiligten sind enorm, aber die Referenten zeigten, dass durch den gegenseitigen Austausch und gemeinsames Handeln eine Bewältigung dieser Herausforderungen möglich ist. Die Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern und Jägern ist unerlässlich, um die gesetzten forstlichen Ziele umzusetzen.

Erste Rückmeldungen nach der Veranstaltung bestätigen bereits: Das Interesse an verlässlichen Informationen, Best-Practice-Beispielen und regelmäßigem Austausch zum Thema bleibt hoch. Daher soll im nächsten Jahr erneut ein ähnliches Wildseminar in der PEFC-Region Nordrhein-Westfalen angeboten werden.

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Martin Kempkes
Martin Kempkes
Regionalmanager Nordrhein-Westfalen