Revue: Mitgliederversammlung und Aktionstage von PEFC Deutschland in Freiberg
Lesen Sie was bei den Aktionstagen in der PEFC-Waldhauptstadt Freiberg alles geboten war.
Lesen Sie was bei den Aktionstagen in der PEFC-Waldhauptstadt Freiberg alles geboten war.
Stuttgart / Freiberg, 22.07.2013. Bei der Wahl der PEFC-Waldhauptstadt 2013 hatte eine Stadt mit einer für die nachhaltige Waldbewirtschaftung bedeutenden Geschichte das Rennen gemacht: Freiberg in Sachsen, Wirkungsstätte von Oberberghauptmann von Carlowitz, seines Zeichens Schöpfer des Nachhaltigkeitsbegriffs. Dieses historische Erbe, ergänzt durch die Tatsache, dass Freiberg eine der ersten Kommunen in den neuen Bundesländern ist, die ihren Kommunalwald nach den Kriterien von PEFC zertifizieren ließen, wurde von der Jury hoch bewertet.
Die Aktionstage und die Mitgliederversammlung fanden vom 27. Juni bis 6. Juli in diesem Jahr also in einer Stadt mit historischer Bedeutung statt. Den Startschuss zu den Aktionstagen setzte das Gewinnspiel „Bäume bestimmen“, bei dem die Mitspieler in 14 teilnehmenden Ladengeschäften ausgestellte Forstpflanzen korrekt bestimmen mussten.
Bildvortrag, DFZR-Sitzung und PR-Workshop
Am Dienstag, den 2. Juli, zeigte der mehrfach ausgezeichnete Naturfotograf Klaus Echle in seinem Vortrag „Wildnis vor der Haustür“ einem interessierten Publikum seine beeindruckenden Tiermotive. [nbsp]Der Mittwoch begann mit einer Sitzung des Deutschen Forstzertifizierungsrates (DFZR) und einem parallel dazu stattfindenden Workshop mit dem Titel „Ausgewählte Aspekte forstlicher Kommunikation“, bei dem praxiserprobte Referenten zu wichtigen Themen der Öffentlichkeitsarbeit im Forstsektor sprachen. Vor der folgenden Mitgliederversammlung wurden die beiden Gewinnerklassen des Schülerkreativwettbewerbs durch Freibergs Oberbürgermeister Bernd-Erwin Schramm ausgezeichnet.
Mitgliederversammlung
In seinem Grußwort dankte der Oberbürgermeister „allen, die in der Forstwirtschaft, in Wissenschaft und Politik einen Beitrag leisten, um sowohl die Vielschichtigkeit und Bedeutung der Nachhaltigkeit als auch die Persönlichkeit von Hans Carl von Carlowitz ins rechte Licht zu setzen.“ Prof. Dr. Hubert Braun, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst, erschien als Vertreter des Staatsministers Frank Kupfer und bezeichnete die Zertifizierung von Freiberg bereits im Juni 2001 – als einer der ersten Waldbesitzer in Sachsen – als großen Erfolg der sächsischen Landesforstverwaltung. Darüber hinaus betonte er, dass der Freistaat Sachsen zu der Zertifizierung nach PEFC stehe und sich weiterhin ausdrücklich für eine Zertifizierung auf freiwilliger Basis einsetze. „Sachsen wird alle forstpolitischen Möglichkeiten nutzen, um den Anteil zertifizierter Waldflächen im Freistaat weiter zu steigern. Dies steht unter anderem als Ziel im Entwurf der Waldstrategie 2050 der sächsischen Staatsregierung, die voraussichtlich im Herbst 2013 endgültig beschlossen wird. Auch ist zum Beispiel die Holzmobilisierungsprämie für forstliche Zusammenschlüsse an die Zertifizierung (90 % der Mitgliedsfläche) gebunden.“
Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Vorsitzender des Sächsischen Waldbesitzerverbandes, sagte in seinem Grußwort: „Sie dürfen stolz darauf sein, mit PEFC ein Erfolgsmodell für die deutsche Forstwirtschaft kreiert zu haben. Dieser Erfolg ist auch das Ergebnis der Akzeptanz vor allem im Bereich des Waldbesitzes. Wie die Stadt Freiberg, so steht auch PEFC für die Begriffe Tradition und Innovation. Sie führen die Tradition der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in einem etablierten und konkret umsetzbaren System fort, und Sie müssen sich im Zuge des gesellschaftlichen Wertewandels und der damit verbundenen Diskussionen immer wieder neuen, teils ökologisch begründeten, teils sozialpolitisch begründeten Anforderungen stellen. In der kommenden Standardrevision wird die Kunst gefordert sein, zu einer moderaten, angepassten Weiterentwicklung mit Augenmaß zu kommen, damit sich das System in seiner operationalen Qualität weiterhin von anderen Angeboten unterscheidet.“
Es folgte der Bericht des PEFC-Vorsitzenden Frank v. Römer, der aufgrund seines Rücktritts der letzte in seiner 8-jährigen Amtszeit sein sollte. Prof. Dr. Hans Köpp, seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender von PEFC Deutschland, würdigte in seiner Laudatio Engagement und Leistungen des scheidenden Vorsitzenden und gab einige Anekdoten zum Besten. PEFC Deutschland hat Frank v. Römer viel zu verdanken! Als Abschiedsgeschenk erhielt v. Römer eine Reise in die Lüneburger Heide (zur Zeit der Heideblüte) unter fachkundiger Führung von Prof. Köpp.
Neuer PEFC-Vorsitzender
Als Nachfolger wurde Prof. Ulrich Schraml, Professor für Forst- und Umweltpolitik an der Uni in Freiburg, einstimmig gewählt. Der neu gewählte Vorsitzende würdigte die Leistungen seines Vorgängers und stellte sich, seinen Werdegang und seine Ambitionen in einem kurzweiligen Vortrag dar: „Zwei Punkte sind mir momentan ein besonderes Anliegen. Zum einen die intensive Ansprache der Endkunden. Dies stellt eine große Herausforderung dar und dies sollte verzahnt werden mit meinem zweiten Wunsch, nämlich die Waldbesitzer besser zu erreichen. Hier liegt ein enormes Potenzial. Wenn hier Leidenschaften entfacht werden können, dann können die Dinge, die die Geschäftsstelle in verdienstvoller Weise in Kooperation mit den Marketingspezialisten auf den Weg bringt, sehr sinnvoll mit großer Verve unterstützt werden.“ „In meiner Arbeit an der Uni Freiburg spielen Themen wie die Organisation gemeinschaftlicher Waldwirtschaft, Jagd oder Schutzgebiete eine zentrale Rolle. Bei diesen angewandten Projekten hierzu war ich oft in der Rolle, moderieren zu dürfen oder das Konfliktmanagement mit zu bearbeiten. Ich denke, dies ist eine Qualifikation – sofern ich sie denn habe – die vielleicht auch für den Vorsitz in dieser Organisation hilfreich sein wird.“
Waldexkursion mit Bürgerinitiative
Nach Bekanntgabe der Urkundenübergabe an die PEFC-Waldhauptstadt 2013 meldete sich die Freiberger Bürgerinitiative Pro Wald, welche gegen eine geplante Umgehungsstraße protestiert, deren Bau auch Teile des Freiberger Stadtwaldes berührt, bei PEFC Deutschland. Es bestand schnell Einigkeit darüber, dass die Gruppe ihre Ansichten vor Ort darstellen sollte, und so kam es am Donnerstag, den 4. Juli, zu einem ausgedehnten gemeinsamen Waldspaziergang mit Vertretern von PEFC Deutschland und Pro Wald. Zum Abschluss begrüßte Prof. Hans Köpp ausdrücklich, dass sich Freiberger Bürger für die Belange ihres Waldes einsetzen. Er wies aber auch darauf hin, dass die PEFC-Standards in diesem Falle nicht greifen würden und PEFC keine Position in Bezug auf die geplante Ortsumgehung einnehmen könne und werde.
Vortragsabend zur Nachhaltigkeit
Am Abend desselben Tages folgte ein leider nur mäßig besuchter Vortragsabend mit renommierten Hochschullehrern von der Forstfakultät im benachbarten Tharandt. In seinem Vortrag „Forstliche Nachhaltigkeit: Der lange Weg von der Idee bis zur Umsetzung“ gab Prof. Dr. Norbert Weber, Professur für Forstpolitik und Forstliche Ressourcenökonomie, einen einführenden Überblick über Bedeutung und Entwicklung des Nachhaltigkeitsbegriffs. Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Professur für Forsteinrichtung, stellte in seinem Vortrag die besondere Bedeutung einer multifunktionalen Forstwirtschaft heraus und erteilte den Forderungen nach einer sogenannten „starken Nachhaltigkeit“ mit einseitiger Betonung der ökologischen Nachhaltigkeit eine Absage. Dr. Holger Fischer, Professur für Waldbau, dozierte über die Möglichkeiten der Eichennaturverjüngung. Prof. Dr. Michael Müller, Professur für Waldschutz, zeigte auf, wie sich ein naturnaher Waldschutz realisieren lässt, und schloss den Vortragsabend ab.
Expertentelefon und Waldtag mit Sachsenforst
Am Freitag, den 5. Juli, richtete PEFC Deutschland in Kooperation mit dem Wochenspiegel Freiberg ein Expertentelefon zum Thema Forst und Holz ein. Interessierte Leser konnten in der Redaktion anrufen, wo diese von den fachkundigen Experten Steffi Schönherr, Abteilungsleiterin Umwelt- und Technologieberatung der Handwerkskammer Chemnitz, Ingo Reinhold, Leiter des Forstbezirkes Marienberg, und Prof. Hans Köpp, stellvertretender PEFC- Vorsitzender, Antworten erhielten.
Die Möglichkeit, den Stadtwald aus der Sicht eines Försters zu sehen, lockte bei strahlendem Sonnenschein am frühen Samstagmorgen ca. 15 Freiberger Bürger an. Aus erster Hand erfuhren die interessierten Teilnehmer Wissenswertes z. B. zur Wiederaufforstung mit standortgerechten Baumarten nach dem schweren Sturm von 2007 oder die Notwendigkeit der Bejagung von Rehwild. Revierförster Peter Dalke berichtete weiter über die Anlage von Biotopen für Amphibien, warum Totholz als Lebensraum und Nahrungsquelle für Spechte dient und erläuterte die Lebensweise von Waldameisen. Am Ende der Exkursion stießen die Teilnehmer zu dem zeitgleich stattfindenden Waldfest hinzu. Hier fand ein umfangreiches Programm für Groß und Klein statt, bei dem die Teilnehmer den Vormittag ausklingen ließen.
Waldhauptstadt
Die Stadt im Zentrum von Sachsen ist als Universitäts- und Bergstadt bekannt und führt in diesem Jahr den Titel „PEFC-Waldhauptstadt 2013“. Die Wirkungsstätte des bedeutenden Oberberghauptmanns Hans Carl von Carlowitz, der mit seinem berühmten Buch „Sylvicultura oeconomica“ als Schöpfer des Nachhaltigkeitsbegriffes gilt, wurde am 12. März durch die Waldschutzorganisation PEFC Deutschland für ihre nachhaltige Waldbewirtschaftung ausgezeichnet. Mit dem neuen Titel wird Freiberg nun noch grüner: Denn als Hauptpreis erhält die Stadt 1.000 Forstpflanzen, die in einer öffentlichen Pflanzaktion am Samstag, den 28. September, den Freiberger Stadtwald verjüngen werden.