Podiumsdiskussion: Wald und / vor / neben Wild?
Die Rolle der Waldzertifizierung bei der Erreichung angepasster Wildbestände
Im Rahmen des Zertifiziererseminars für Waldauditoren in Freiburg fand in diesem Jahr eine lebhafte Podiumsdiskussion statt: Welche Rolle nimmt die Waldzertifizierung bei der Erreichung angepasster Wildbestände ein? Unter der Moderation von Petra Trimmel (impulse) diskutierten:
Dr. Hans Burgbacher, Forstamtsleiter Stadt Freiburg: „Die Zertifizierung ist, wenn man sie ernst nimmt, ein wirkungsvoller Ansatz. PEFC und FSC sollten die Chance, die besteht, aber besser nutzen. Sie müssen den Dialog suchen und Handlungsalternativen aufzeigen. Auch der Aufbau einer Drohkulisse kann hierbei Wirkung zeigen.“
Raimund Friderichs, Leiter des Forstbetriebs Fürst von Hohenzollern: „Es ändert sich nur etwas, wenn die Verantwortlichen die Probleme sehen und erkennen. Die Basis für waldbauliche Freiheit ist die Jagdausübung … Wir haben deshalb auch nur noch Jagderlaubnisverträge, die nur ein Jahr langt gültig sind und dann verlängert werden müssen, damit wir schnell reagieren können. Es gibt klare Vorgaben und ein Belohnungssystem.“
Götz Crocoll, Forstsachverständiger des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg: „Ich finde es gut, dass der PEFC-zertifizierte Betrieb mit den Pächtern sprechen und Lösungen im Dialog finden soll. Jäger haben oft keinen Blick für forstliche Belange; sie sehen viele Dinge nicht. Deshalb ist die Kommunikation so wichtig. Wenn die Fronten verhärtet sind, tut sich häufig nichts.“
Christian Kirch, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Baden-Württemberg: „Zertifizierung kann in Bezug auf den Wald-Wild-Konflikt nichts verbessern. Das ‚Hinwirken‘, wie es im PEFC-Standard steht, reicht nicht aus, da jeder relativ einfach hinwirken kann. Die FSC-Standards sind hier präziser und wirkungsvoller.“
Elmar Seizinger, Waldreferent der FSC-Arbeitsgruppe Deutschland: „Ich denke, dass das Problem in der Umsetzung der Standards liegt und nicht deren Inhalt selbst ist. Der Dialog ist wichtig. Jedoch sehe ich, dass diese Diskussion schon viel länger genau so geführt wird. Wie lange wollen wir noch darüber sprechen, ohne dass sich an dieser unbefriedigenden Situation etwas ändert?“
Prof. Dr. Ulrich Schraml, Vorsitzender PEFC Deutschland: „Alle unsere Statistiken weisen in diesem Bereich viele Abweichungen auf, und es tut sich scheinbar über die Jahre nicht viel. Doch die Berichte der Zertifizierer haben mich beeindruckt. Sie zeigen mir: Zertifizierung wirkt … Auf der einen Seite hat der Waldbesitzer die verdammte Pflicht, Lösungen auf den Weg zu bringen. Auf der anderen Seite darf er nicht diskriminiert werden, wenn er als Einzelperson manche Dinge, wie Jagd, nicht beeinflussen kann.“