Ausblick auf 2025: Was bringt das neue Jahr für den Wald?

Die Waldentwicklung zeigt ermutigende Fortschritte, die großen Herausforderungen aber bleiben bestehen

Bereits rund 80 Prozent der deutschen Waldfläche sind „anders“. Für diese Wälder gelten die PEFCStandards, zu denen unter anderem der Erhalt von Biotopbäumen gehört. Foto: PEFC Deutschland

Stuttgart, 23.01.2025. Die starken Niederschläge des vergangenen Winters und Frühjahrs waren ein Glück für den Wald. Deutschlands Waldböden konnten, selbst im besonders betroffenen Ostdeutschland, wieder Wasser speichern. Dies hat sich positiv auf den Gesundheitszustand des Waldes ausgewirkt. So ist zum Beispiel in Baden-Württemberg der Anteil deutlich geschädigter Waldbäume laut Waldzustandsbericht des Landes seit 2023 immerhin um vier Prozent zurückgegangen, auch wenn er mit rund 40 Prozent immer noch auf einem besorgniserregend hohen Niveau ist. Ähnlich sieht es in den anderen Bundesländern aus. Die Waldschutzorganisation PEFC Deutschland sieht sowohl positive als auch negative Trends und erläutert, wo der deutsche Wald zu Beginn des Jahres steht, welche Entwicklungen der vergangenen Jahre sich fortsetzen und was vom neuen Jahr für den Wald zu erwarten ist.

Waldumbau auf gutem Weg

Die Ende 2024 vorgestellte vierte Bundeswaldinventur (sie berücksichtigt die Entwicklung bis einschließlich 2022) stellte fest, dass sich die gesamte Waldfläche Deutschlands seit der letzten Inventur vor zehn Jahren vergrößert hat, wenn auch mit 15.000 Hektar nur geringfügig. Die Fläche der Laubbäume hat im Vergleich zu ihrer Fläche seit 2012 um sieben Prozent zugenommen, ebenso die allgemeine Strukturvielfalt der Wälder in Deutschland. So findet sich aktuell auf 79 Prozent der Waldfläche Mischwald. Zudem sind 77 Prozent der Wälder zwei- oder mehrschichtig aufgebaut. Dies ist vor allem dem aktiven Waldumbau der Forstleute und Waldbesitzenden zu verdanken, der zu einer besseren Anpassung der Wälder an den Klimawandel führen soll.

Diplom-Forstwirt Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland, erklärt: „Der Waldumbau weg von Reinbeständen hin zu von biologischer Vielfalt geprägten Waldökosystemen bildet eine der Maßnahmen, die in unseren PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung fest verankert sind. Zu diesen Maßnahmen zählen etwa auch der Erhalt von Biotopbäumen – sie bieten Lebensraum für unzählige Organismen, unterstützen den Nährstoffkreislauf und verbessern die Bodenstruktur. Die PEFC-Standards gelten bereits für rund 80 Prozent der deutschen Waldfläche. Auf erfreuliche Weise belegen die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur einmal mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Im Vergleich zu 2012 gibt es einen Rückgang bei den Reinbeständen, und der Totholzvorrat ist deutlich gestiegen.“

Totholz, das im Wald belassen wird, bietet Lebensraum für Moose und andere Organismen. Foto: PEFC Deutschland
Priorität: Anpassung an Klimawandel

Nach wie vor bilden die Auswirkungen des Klimawandels die größte Herausforderung für den Wald. Dürre und Borkenkäferbefall haben bundesweit seit 2018 etwa 700.000 Hektar Kalamitätsfläche verursacht. Dies stellt Waldbesitzende vor enorme finanzielle und auch logistische Herausforderungen bei der Wiederaufforstung. Dabei haben auch staatliche Förderprogramme zur Wiederbewaldung eine große Bedeutung. Aus Sicht von PEFC Deutschland ist der eingeschlagene Weg der richtige: Es müssen klimaresilientere Mischwälder entstehen und der Schwerpunkt dabei auf die Verjüngung und Diversifizierung des Baumbestandes liegen.

Verbesserte Waldbrandprävention

Die Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre haben zu einer erhöhten Brandgefahr geführt. Zwischen 2018 und 2022 gab es in Deutschland vermehrt Waldbrände, hauptsächlich verursacht durch menschlichen Einfluss. Die lokalen und regionalen Feuerwehren haben in den vergangenen Jahren auch im Rahmen interregionaler Kooperationen Fortschritte bei der Waldbrandprävention und -bekämpfung gemacht. So ist man auf zukünftige Waldbrandereignisse besser vorbereitet.

Der Mischwald kommt mit den Folgen des Klimawandels besser zurecht, als Reinbestände. Foto: PEFC Deutschland
Stimmen aus dem Wald

Achim Klausner, Revierleiter aus Baden-Württemberg und Förster des Jahres 2024, meint: „Die Anpassung unserer ökologisch als auch ökonomisch so wichtigen Wälder kann nur gelingen, wenn wir verlässliche Rahmenbedingungen für die engagierten Forstleute haben, die den Wald nachhaltig pflegen, bewirtschaften und für den Klimawandel fit machen. Für diese Mammutaufgabe sind Förderprogramme unerlässlich.“

Für Rudolf Rupp, Waldbesitzer auf der Schwäbischen Alb, ist der Waldumbau existenziell: „Der Privatwald ist nicht nur Privatangelegenheit, sondern auch Dienst an der Gemeinschaft. Behutsames Umbauen des Waldes bringt am Ende einen stabileren, vitaleren Wald, der dem Klimawandel besser standhält.“

Prof. Dr. Andreas Bitter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von PEFC Deutschland und ebenfalls Waldbesitzer, sieht die Waldbesitzenden in Deutschland auf einem guten Weg: „Waldbesitzer und Forstleute fördern bereits seit Jahren die Vielfalt im Wald“. Denn auch im Wald gelte: „Wer das Risiko streut und auf die Mischung verschiedener Baumarten und Bäume unterschiedlichen Alters in den Waldbeständen setzt, kann Ausfälle besser kompensieren. Eine breitere strukturelle und genetische Vielfalt erhöht zudem die Widerstandsfähigkeit.“

Durch starke Niederschläge im vergangenen Winter führen Waldbäche vielerorts wieder Wasser. Durch sie wird der Waldboden durchfeuchtet. Foto: PEFC Deutschland/Kollaxo

PEFC

PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft.

PEFC Deutschland e.V. wurde 1999 gegründet und entwickelt die Standards und Verfahren der Zertifizierung, stellt der Öffentlichkeit Informationen bereit und vergibt die Rechte am PEFC-Logo in Deutschland. PEFC ist in Deutschland das bedeutendste Waldzertifizierungssystem: Mit über acht Millionen Hektar zertifizierter Waldfläche sind bereits rund drei Viertel der deutschen Wälder PEFC-zertifiziert.

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Catrin Fetz
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit