Erster Entwurf der neuen PEFC-Standards in Berlin vorgestellt

PEFC-Standardsrevision im Dienst von Wald, Klima und hart geprüften Waldbesitzern.

Der Prozess der 4. PEFC-Standardrevision liegt trotz der Coronakrise im Zeitplan. In Berlin stellte PEFC Deutschland die Überarbeitungsvorschläge aus den Arbeitsgruppen vor. 30 Wald-, Forst- und Holzexpertinnen und -experten unterzogen sie einer ersten kritischen Sichtung. Damit eröffnete PEFC gleichzeitig die öffentliche Konsultationsperiode, in die sich nun jeder Interessierte 60 Tage lang einbringen kann.

Berlin, 26.08.2020: Unter dem anhaltenden Eindruck von Klimawandel und Waldkatastrophe trat der Revisionsprozess des PEFC-Standards am 26. August 2020 in Berlin in eine neue Phase ein. Eingangs stellte Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Vorsitzender von PEFC Deutschland, die Standardrevision in den aktuellen Kontext: „Die vorgeschlagenen Anpassungen im neuen Standard lassen erkennen, dass PEFC die Zeichen der Zeit erkannt hat. Das, was die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bedrückt, nehmen wir ernst. Sachgerecht, intensiv und mit Augenmaß widmen wir uns den Themen und geben Hinweise zur Überwindung der Krise.“

Auch wenn den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern „Business as usual“ schwerfiel, machten sie sich ohne Alarmismus an die Arbeit. Unter Ihnen Vertreterinnen und Vertreter vom Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR), Bund Deutscher Forstleute (BDF), Deutschen Forstunternehmerverband (DFUV), und Deutschem Jagdverband (DJV). Die Aufgabe der Anwesenden: Wichtige Vorschläge zu diskutieren, die in den Themenbereichen „Arbeitsverfahren“, „Biodiversität und Wild“, „Waldbau“, „Erholungswald“ sowie „Zertifizierungsverfahren“ seit Dezember 2019 erarbeitet wurden. Auf den Tisch oder besser auf den Beamer gelegt wurden sie von den 60 Mitgliedern der PEFC-Arbeitsgruppe „Standardrevision“ auf Basis der Vorarbeit von fünf Unterarbeitsgruppen.

Sichtung der konsensfähigen Vorschläge

Nicht zufällig startete die Konferenz mit den Aussagen zum Klimawandel im vorliegenden Standardentwurf. Beispielsweise heißt es hier, dass die Bewirtschaftungspläne für Bestände, die aktuell durch den Klimawandel bedroht sind, entsprechend anzupassen sind. Die biologische Vielfalt ist mit natürlichen Strukturen und Prozessen als Ökosystemleistung zu sichern und naturnahe klimaangepasste Bestände sind aufzubauen. Um den Forstbetrieben die Wiederbegründung und Pflege von Beständen sowie die dringend notwendige Klimaanpassung der Wälder zu ermöglichen, sollten zukünftig die einzelnen Ökosystemleistungen von den direkten Nutznießern und der Gesellschaft sachgerecht honoriert werden. Dazu müsste der Gesellschaft das Leistungsspektrum der Waldbesitzer noch wesentlich bewusster gemacht werden, kommentierte DFWR-Geschäftsführer Franz Thoma in einer Diskussionsrunde mit Jakob Fischer, Forstbetrieb Fürst Hohenzollern. Thoma ergänzte: „Der PEFC-Standard muss in allen Waldbesitzarten dazu beitragen, die Wälder und das Klima stabil zu halten – bei wirtschaftlich gesunden Forstbetrieben.“

Im Themenfeld „Wald und Wild“ zeigte sich einmal mehr, dass in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Waldbesitzern und Jägern weiterhin nur kleine Schritte realistisch sind. Eine von Ulrich Hardt (DFWR) vorgestellte Neuformulierung lautet: „Der Waldbesitzer als Eigenjagdbesitzer oder als Mitglied einer Jagdgenossenschaft wirkt im Rahmen seiner jeweiligen persönlichen und rechtlichen Möglichkeiten auf angepasste Wildbestände hin.“

„Plastik vermeiden“ heißt es nun auch vorschlagsweise bei PEFC: Wuchshüllen, Fege-/Verbiss-/Schälschutz und Markierungsbänder aus erdöl-basierten Kunststoffen sollen durch solche aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzt und eine fachgerechte Entsorgung sichergestellt werden. Ein weiterer Vorschlag im Bereich Ökologie gilt der Förderung struktur- und artenreicher Waldränder.

Ein anspruchsvolles, umfangreiches Kapitel schlug Christian Kaul, Bayerischer Waldbesitzerverband, auf: den Bodenschutz. So sollen zukünftig alle Aspekte eines bodenpfleglichen Maschineneinsatz detailliert und praxisnah in einem Leitfaden dargestellt werden.

Dr. Maurice Strunk (DFUV) erläuterte den Optimierungsbedarf bei der Hinzuziehung von externen Dienstleistern: Eine Zertifizierungspflicht für Forstunternehmer solle nun auch bei der „hochmechanisierten" Kalamitätsholzaufarbeitung in den PEFC-Standards verankert sein. Außerdem wurde ein möglicher Leitfaden für öffentliche Auftraggeber diskutiert.

Entwurf eines neuen Standards für Kur- und Heilwälder

Aus den strategischen Beratungen des Dialogforums im Juni 2019 war der Wunsch der PEFC-Gemeinde hervorgegangen, Kur- und Heilwälder in den PEFC-Erholungswaldstandard zu integrieren. Auch hier folgte die betreffende Arbeitsgruppe ihrem Auftrag. Sie empfiehlt, dass die Anforderungen an Kurwälder auf den Kriterien für Erholungswälder aufbauen. Bei Heilwäldern soll die Erfüllung der Kurwald-Anforderungen als Grundlage für weitere Kriterien dienen. Für die Erholungswaldzertifizierung sollten in diesem Zuge die Kosten verringert werden.

Wie geht es nun weiter?

Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland, erklärte zum Abschluss der Konferenz eine 60-tägige, öffentliche Konsultationsperiode für eröffnet. Bis zum 25.10.2020 haben Interessierte die Chance, über ein Online-Formular die Entwürfe zu kommentieren und Änderungsvorschläge zu unterbreiten. „Helfen Sie uns so, das PEFC-System zu verbessern, denn Zertifizierung lebt vom Mitmachen“, so der Appell von Teegelbekkers.

Die Kommentierung erfolgt über folgenden Link: https://podio.com/webforms/24910964/1826260. Eine Anleitung findet sich auf https://pefc.de/neuigkeiten/online-konsultation-zu-deutschen-pefc-standards-gestartet.

Weitere Termine der Standardrevision sind die (voraussichtlich) letzte Arbeitsgruppen-Sitzung am 27./28.10.2020 in Göttingen und die beschlussfassende DFZR-Sitzung am 24.11.2020 in Würzburg. Gemäß den Vorgaben von PEFC International muss der Prozess 2021 beendet sein, wobei danach die internationale Anerkennung noch Zeit in Anspruch nehmen wird.

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Catrin Fetz
Catrin Fetz
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit